9. Februar 2023 / Aktuell

6 Jahre Nachrichten nach dem Motto Bürger informieren Bürger

Im Interview Bad Driburg im Blick Herausgeber Alexander Bieseke

Bildunterschrift: Alexander Bieseke Herausgeber von Bad Driburg im Blick mit der Pudeldame Lilly

Bad Driburg. 6 Jahre und immer noch frisch, informativ und mit dem Blick für das Wichtige in der Stadt Bad Driburg. Ein ehrenamtliches Projekt mit dem Blick auf Themen, die Menschen in Bad Driburg und den Ortschaften interessieren. Heute im Interview Alexander Bieseke, Mitgründer und heute der Herausgeber vom Medium Bad Driburg im Blick. Es ist Zeit einmal nachzufragen, warum Bad Driburg im Blick so erfolgreich ist und warum es wichtig und richtig war 2017 das Projekt ins Leben zu rufen. Los geht es mit unseren Fragen:

Unser Bad Driburg: Die wichtigste Frage vor ab sind sie Stolz auf den 6 Geburtstag von Bad Driburg im Blick?

Alexander Bieseke: Stolz ist das falsche Wort. Dankbar trifft es eher. Dankbar für ein Team, welches dahinter steckt, welches auch mal wechselt. Dankbar für jede(n) LeserIn, den/die wir erreichen konnten und dankbar für jeden Hinweis aus der Bevölkerung, den Vereinen und Institutionen.

Unser Bad Driburg: Zurück auf Anfang. Jeder Anfang ist schwer, wie waren Ihre Meinungen und Gedanken als das Thema Gründung Bad Driburg im Blick im Raum Fahrt aufnahm?

Alexander Bieseke: Das Thema Grundschule in Neuenheerse war ein heißes, im Sommer sehr emotional geführtes. Ich hatte den Eindruck, dass die Verwaltung mit einem solchen massiven Widerstand gerade aus dem Nethedorf nicht gerechnet hat. Das damalige Zahlenwerk des Schulrates war aus meiner Sicht reine Makulatur. Wir beide wissen, dass es spätestens mit der Zuwanderung, die momentan diskutiert wird, wieder Zahlen liefern dürfte, die einen Standort einer Grundschule rechtfertigen würde.
Mittlerweile hat sich die neue, private Schule dort etabliert.
So ähnlich ging es unserer Redaktion. Am Anfang neu und unbekannt, mittlerweile ein zunehmend beliebtes Medium für alle!


Unser Bad Driburg:  Hätten Sie mit so einem Erfolg gerechnet?

Alexander Bieseke: Mit Erfolg rechnen ist immer schwierig, wobei ich betonen möchte, kein Pessimist zu sein.  Aber es gab nichts zu verlieren.  Auch heute nicht. Aber die Nachfrage scheint der Idee von vor sechs Jahren recht zu geben.

Unser Bad Driburg: Wie schwierig war es so ein Medium zu etablieren und vor allem am Laufen zu halten?

Alexander Bieseke: Eine Facebookseite ist in nullkommanix erstellt. Bei einer Webseite ist das schon etwas anderes. Und bei der eigentlichen App war es der Luxus den Chayens damalige Tobit Software einräumte, die aktuellen Meldungen von Facebook synchronisiert in die App automatisch einzufügen. So, nun ist alles installiert, aber jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Recherchieren, Anfragen formulieren und versenden, Berichte schreiben usw., all das muss getätigt werden. Hier bedarf es der ehrenamtlichen Unterstützung vieler. Über LehrerInnen, LKW-Fahrer, RentnerInnen, PensionärInnen, Handwerker ist alles vertreten und füllt unsere Plattformen.
Besonders schwer tat sich anfangs die Verwaltung und dessen Leitung. Bis heute sehen noch nicht alle unser Medium als vollwertige Presse mit allen Rechten an. Anfangs bedurfte es des Öfteren einer Protestnote an entsprechende Aufsichtsbehörden.

Nur ein kleines Beispiel: Die Veröffentlichung des aktuellen Heilbadvertrages zwischen dem Gräflichen Park und der Verwaltung konnte durch erst durch das Bemühen des Informationfreiheitsgesetzes und die Kontaktaufnahme mit der Landesbeauftragten bewerkstelligt werden.
Die Bürgerinnen sollen genau erfahren, wofür sie zahlen. Transparenz ist das Zauberwort. Diese, und nur diese, sorgt für Vertrauen in Verwaltung und Politik.


Unser Bad Driburg: Finanzierung ist heute wichtig und Werbung das A und O. Bei Bad Driburg im Blick sieht es aber anders aus. Warum gibt es bei euch keine Werbung?

Alexander Bieseke: Gute und vollkommen berechtigte Frage. Wenn die MitstreiterInnen bezahlt werden wollten, ging dies nur mit entsprechenden Einnahmen. Und niemand sollte denken, dass Presse kostenlos sein sollte.

Gut recherchierte und aufbearbeitete Berichte erfordern Zeit. Zeit ist im Berufsleben gleich Geld.
Ich schätze die lokalen Printmedien sehr. Habe mich aber damals wenig gut informiert gefühlt. Gerade fehlten mir, ich meine hier die wichtigen Themen meiner Stadt, meines Kreises.


Eigentlich müsste der Kommunalteil der beiden großen Zeitungen doppelt so stark sein wie der überregionale Teil. Was in der Welt, in Europa, in Deutschland passiert, erfahre ich in der Tagesschau, im Heute Journal fast rund um die Uhr. Was aber hier in meiner Stadt geschieht und da gibt es jede Menge zu berichten, fühlte ich mich eher mangelhaft informiert. Gerade BEIM Politikgeschehen bzw. Verwaltungshandeln müsste noch eine ordentliche Schüppe drauf. Aber, ich kann mich irren, es scheint sich was zu tun. Viele Zeitungsverlage zumindest haben das Problem erkannt.

Wussten Sie, dass Bad Driburg im Blick zu Beginn seiner Publizierung mehr Abonnenten hatte als das Westfalen Blatt Kreis Höxter und die Neue Westfälische Kreis Höxter?
Ja unsere Redaktion war Vorreiter hier im Kreis. Spätestens jetzt müssen die beiden Verlagshäuser erkannt haben, dass die Reise zunehmend online geht.

Zurück zum Anfang Ihrer Frage. Bad Driburg im Blick kann sich dank seines ehrenamtlichen Engagement einen unwahrscheinlichen Luxus erlauben. Den der absoluten Unabhängigkeit. Das funktioniert aber wirklich nur hier auf einer kommunalen Ebene. Mein Vorbild, der aus Malchin stammende Tilo Jung hatte 2013 eine Idee. Heute steht die gesamte Politik, Wirtschaft und andere Größen des Zeitgeschehens regelmäßig für ausgiebige Rede und Antwort zur Verfügung. Wer mal eine Bundespressekonferenz verfolgt weiß, dass Tilo oftmals die Fragen stellt, die der(m) ZuschauerIn und LeserIn wirklch interessiert. Seinen Youtube Kanal kann jeder kostenlos nutzen, auch seine Podcast sind für jeden zu erreichen. Finanzieren tut sich das Team nicht über Werbung, sondern über Spenden. Das Projekt scheint sich zu rechnen.


Unser Bad Driburg: Nicht jeder Artikel stößt auf Nächstenliebe, warum ist es aber wichtig auch über unbequeme Themen zu berichten?

Alexander Bieseke: Das war und ist auch nicht die eigentliche Absicht. Die Absicht eines jeden Journalisten, der ich nicht bin, sollte das sachliche Berichten sein. Und da geht es nicht um Gegenliebe. Es geht auch nicht darum, jemanden bluten zu sehen. 
Und bevor ich mir als Leser ein Bild machen kann, möglichst ungefärbt, muss ich mit ausreichenden Informationen versorgt werden. Dann und erst dann sollte ich mir eine eigene Meinung bilden. 
Es ist nicht die Aufgabe von seriöser Nachricht,  LeserInnen seine Meinung aufzuoktroyieren.


Unser Bad Driburg:  Durch ihre Berichtserstattung ist Bad Driburg in einigen Bereichen transparenter geworden. War es schwer bei der Stadt, Behörden und Institutionen akzeptiert zu werden? Wie war die Zusammenarbeit?

Alexander Bieseke: Wie bereits vorhin beschrieb war es schwer seitens der Verwaltung als Online-Nachrichtenmagazin ernst genommenen zu werden. 
Aber unter uns, heute weiß ich, dass BDiB so falsch nicht liegen kann. Denn wir wollen keine "gute Zusammenarbeit" mit der Politik, Verwaltung oder Wirtschaft. Dann wäre es mit der Seriosität vorbei. Aufgabe von Presse ist die Kontrolle der Handelnden und die anschließende Berichterstattung. 
Ja, ich behaupte, die Stadtverwaltung hat durch Bad Driburg im Blick gelernt. Lediglich bei einer städtischen Facebook Seite, im übrigen von Steuermitteln finanziert, wurde kürzlich die Kommentarfunktion gesperrt. Definitiv aufgrund unliebsamer Kommentare. Hier empfehle ich den Verantwortlichen dringend einmal einen Kurs in Sachen Meinungsfreiheit.


Unser Bad Driburg: Verein oder nicht, das Thema gab es ja schon, wie sieht es mit diesem Wunsch aus Bad Driburg im Blick einen Verein zu machen..

Alexander Bieseke: Sag niemals Nie. Ein Verein wäre denkbar, aber im Moment nicht umsetzbar. Eine Vereinsgründung macht man mal nicht eben so. Ich weiß, wovon ich schreibe. Sollte ein solcher Wunsch bei verschiedenen Akteuren wachsen, bin ich vollkommen offen.

Unser Bad Driburg: Wie kann man bei euch mitmachen?

Alexander Bieseke: Zum Telefonhörer, oder besser Smartphone greifen und such melden. E-Mail schreiben oder sich per Messenger bemerkbar machen. 
Kürzlich haben wir öffentlich nach einem Administrator gesucht, der unsere Plattformen technisch betreut. Bisher erfolglos. Genauso suchen wir MitbürgerInnen auch und gerade aus den Ortschaften, die und Themen zuliefern. Mit einem Smartphone hat man heute auch gleich eine Kamera zur Hand. Es gibt so viel zu entdecken und darüber zu berichten.  Doris Dietrich hat zum Beispiel kürzlich ihren 180. Beitrag veröffentlicht. Sie hat vollkommen Freude dabei, so hat sie es der Redaktion verraten.


Unser Bad Driburg: Was wünschen Sie sich für die Zukunft und für das Projekt Bad Driburg im Blick?

Alexander Bieseke: Zunächst weitere sechs Jahre und gleichzeitig noch mehr BürgerInnen für BürgerInnen

 

Ende Interview.

Unser Bad Driburg: Wir könnten noch so viele Fragen rund um das Projekt Bad Driburg im Blick stellen, doch irgendwann müssen auch wir zum Ende kommen. Herr Bieseke, wir bedanken uns für dieses ausführliche Interview und den Blick hinter das Projekt Bad Driburg im Blick. 

 

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