25. Juni 2024 / Allgemeines

Ein Wald, viele Interessen

Forscher setzen auf Dialog bei Nutzungskonflikten

Während Studentin Luise Schneider mit Forstamtsleiter Frank Rosenkranz spricht, läuft der Livestream auf Instagram (Forschungsprojekt „Wir im Wald“)

Bildunterschrift: Während Studentin Luise Schneider mit Forstamtsleiter Frank Rosenkranz spricht, läuft der Livestream auf Instagram  (Forschungsprojekt „Wir im Wald“) 

Wald und Holz NRW. Wenn auf beliebten Waldwegen Wanderer, Reiter und dann auch noch Mountainbiker aufeinandertreffen, wird es schnell eng. Es entsteht ein Nutzungskonflikt. Das bundesweite Forschungsprojekt „Wir im Wald“ setzt für die Lösung solcher Konflikte bei der Kommunikation an: Denn Dialog- und Beteiligungsprozesse können maßgeblich dazu beitragen, Nutzungskonflikte in unseren Wäldern zu vermeiden oder zu lösen. Mit drei Veranstaltungen beteiligte sich Wald und Holz NRW im Regionalforstamt Oberes Sauerland aktiv am bundesweiten Forschungsprojekt „Wir im Wald“. 

Nach zwei moderierten Waldspaziergängen in Schmallenberg-Latrop und einer Fishbowl-Diskussion ist das Fazit: Gemeinsam in den Wald zu gehen und miteinander zu reden, ist ein wichtiger Weg, um Konflikte zu vermeiden, die vorhandenen zu entschärfen und Lösungen für einen zukunftsfähigen Wald zu finden. 

Was der Wald heute und in Zukunft alles sein kann und leisten soll 

Unser Wald soll viele Funktionen erfüllen: Erholungsraum bieten, CO2 speichern, Wasser und Luft filtern, Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze sein und den wertvollen Rohstoff Holz liefern. Und das soll er auch unter den schwieriger werdenden Bedingungen des Klimawandels jetzt und für folgende Generationen. Doch wie sind diese verschiedenen Interessen und Funktionen vereinbar? Genau damit beschäftigen sich die Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW schon sehr lange. Daran knüpft auch das Forschungsprojekt „Wir im Wald“ an.

Nach zwei moderierten Waldspaziergängen berichtet Frank Rosenkranz, Forstamtsleiter im Regionalforstamt Oberes Sauerland von seinen Erfahrungen: „Dieser Austausch über die verschiedenen Anforderungen an den Wald ist sehr wichtig. Bei den Waldspaziergängen haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kontrovers und sachlich diskutiert. Ich denke, allen wurden die verschiedenen Herausforderungen für den Wald im Klimawandel und die verschiedenen Perspektiven bewusst. Wir müssen im Gespräch bleiben, um Konflikten konstruktiv zu begegnen. Die gemeinsamen Waldspaziergänge sind ein gutes Format dafür.“

Die beiden Waldspaziergänge starteten in Latrop und führten vorbei an Kahlflächen, Aussichtspunkten, jungen und alten Waldbeständen. „Zu sehen bekamen die Spaziergänger, wie der Klimawandel Einfluss auf die Wälder von heute nimmt: Große Freiflächen, die einige erschütterten, aber auch die ersten Erfolge, wo wir mit der Pflanzung klimaresilienter Baumarten die Wälder stärken und gleichzeitig an einigen Stellen bewusst Raum für natürliche Waldentwicklungsprozesse lassen.“, sagt Förster Norbert Kohnen, der durch Teile seines Reviers geführt hatte. 

Fishbowl-Diskussion lud zum Mitreden ein

Ein anderes Format für den Austausch über entstehende Nutzungskonflikte im Wald war die Fishbowl-Diskussion. Diese stand unter dem Motto „Mein Wald – Dein Wald – Kein Wald“. Vier Experten aus dem kommunalen und privaten Waldbesitz, dem Naturschutz und Tourismus stellten ihre Ansichten zur aktuellen Klimakrise im Wald dar und berichteten von Konflikten, die sich aus den Ansprüchen der unterschiedlichen Nutzergruppen ergeben. Dabei wurde deutlich, dass es mit dem „klimastabilen, strukturierten Mischwald“ zwar ein gemeinsames Ziel gibt, die Wege dorthin aber durchaus unterschiedlich gesehen werden. 

Bei einer Fishbowl-Diskussion wird das Publikum aktiv miteinbezogen. Der Leiter des Regionalforstamtes Frank Rosenkranz war auch bei dieser Veranstaltung im Habbels (Kulturbühne und Eventlocation in Schmallenberg) dabei und sagt: „Hier waren alle einig darüber, dass Maximalforderungen der verschiedenen Interessensgruppen das Waldökosystem überfordern können. Wir Försterinnen und Förster übernehmen die Rolle des fachlichen Beraters, um unterschiedlichste Interessen miteinander zu vereinbaren. Das Wichtigste ist aber aus unserer Sicht, zukunftsfähige, multifunktionale Wälder zu erhalten und zu entwickeln. Wir verstehen uns als die Hüter des Waldes.“ Der Austausch in den etablierten Netzwerken sollte aus Sicht des Forstamtsleiters intensiviert werden, um in Sinne zukunftsfähiger, multifunktionaler Wälder gemeinsam konkrete Projekte umzusetzen. 

Über das Projekt „Wir im Wald“

Das Projekt „Wir im Wald“ wird von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR), der Hochschule der Medien (HdM) und der Bodensee-Stiftung durchgeführt. Ziel des Projekts ist es, die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Waldnutzenden zu verbessern. Da Konflikte in vielen Waldgebieten Deutschlands auftreten, wird das Projekt in vier Fallregionen in ganz Deutschland mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Fragestellungen durchgeführt. Die Region Sauerland und Siegen-Wittgenstein rund um den Rothaarsteig ist eine dieser vier Regionen.

Quelle: Pressemitteilung Wald und Holz NRW

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