20. August 2025 / Veranstaltungen

Interview mit dem Entertainer Jörg Knör, der im Rahmen der Manifattura on Stage auftritt

Veranstaltung am 14.09.2025 um 20:00 Uhr - „Man muss mit Worten vorsichtig sein“

Interview mit dem Entertainer Jörg Knör, der im Rahmen der Manifattura on Stage am 14.09.2025 um 20 Uhr auftritt

„Man muss mit Worten vorsichtig sein“ 

Herr Knör, Sie bringen beruflich andere Menschen zum Lachen. Worüber haben Sie denn selbst zuletzt so richtig lachen können? 

KNÖR: Gestern erst, und zwar wirklich sehr herzlich. Ich gucke gerne den YouTube-Kanal „Lippes Leselust“, auf dem Jürgen von der Lippe und Torsten Sträter im Wechsel sehr lustiges Zeug lesen. Ich konnte nicht mehr! Die haben Millionen von Klicks mit ihrem Programm. 

Wie war das, als Sie 1977 mit nur 17 Jahren der jüngste Fernsehansager im WDR- Vorabendprogramm wurden? Wie wichtig war das Fernsehen als Format für Ihre Karriere? 

KNÖR: Als ich meinen Berufswunsch zusammengebastelt habe, war das Fernsehen als die Idee in mir schon verankert – es gab ja keine anderen Medien. Im Grunde genommen war Rudi Carrell der Auslöser, nachdem ich mit 15 Jahren gemeinsam mit meiner Mutter Kandidat in seiner Sendung „Am laufenden Band“ war. Seine Art mit diesem fast kindlichen Charme hat mich fasziniert, das war in der Zeit von altbackenen Anzugträgern wie Kuhlenkampff oder Frankenfeld etwas völlig Neues. Plötzlich kommt da jemand, der frech ist, Künstler aus aller Welt zeigt und über den Tellerrand schaut. Fernsehen war das Medium, in dem ich mich gesehen habe, obwohl mein Weg dann ja woanders hinging. 

Wie kamen Sie so jung zu einem Job beim WDR? 

KNÖR: Nachdem mich der Virus Fernsehen mit dem laufenden Band ergriffen hatte, habe ich mich gefragt: Wie komme ich da hin? Zufällig gab es eine Aktion des WDR, aus allen Generationen Amateure als Ansager zu suchen, von der Oma bis zum jungen Kerl – und das war dann ich. Allerdings waren diese Ansagen grauenvoll, im Prinzip wie bei Loriot und alles ohne Teleprompter. Zu diesem Anlass war ich immer im Keller vom Sender, in einem kleinen Studio, aber rechts und links waren Studio A und Studio B, in denen auch „Klimbim“ und „Bananas“ gedreht wurde. Ich habe mir dort so eine Art Lehrzeit genommen: Jedes Mal, wenn ich eine Ansage machte, bin ich sehr viel früher gekommen und habe da hospitiert. 

Als Komödiant, Imitator, Musiker und Zeichner gehören Sie zu jenen Künstlern, die unter Multitalentose leiden. Gibt es da Reibungsverluste? 

KNÖR: Das ist einer der Gründe, warum ich jetzt kürzertreten werde und das Programm „Old School“ in Bad Driburg zum letzten Mal überhaupt auf der Bühne spiele. Als Deadline habe ich mir das Jahr 2027 gesetzt, dann ist nach 45 Jahren Schluss mit den organisierten Touren, die einen das ganze Jahr durch Deutschland führen und strapazieren. Als mich das Fernsehen irgendwann verlassen hat, habe ich mich für die Bühne entschieden, für die Theatershows. In diesem Format kann ich meine verschiedenen Talente ausspielen. Viele Menschen sind überrascht, dass ich auch Saxofon spiele, dass ich singe, dass ich aktuell bin und mich nicht hinter alten Kamellen wie Heinz Erhardt verstecke. Ich zeichne, ich singe, ich parodiere – und passe in keine Schublade. Ich habe auch kein Merchandise. Ich habe mittlerweile 30 Solo-Programme auf die Bühne gebracht und in der Pause noch nie irgendwas verkauft. Dabei wäre es einfach: Ich könnte noch ein paar Mikros aufstellen und von jeder Show eine CD machen. Aber ich bin ein Live-Ereignis und außerdem hasse ich es, mich selber zu hören und zu sehen. 

Gerade die freie Kulturszene und die kleineren Bühnen stehen zunehmend unter kommerziellem Druck. Wie schätzen Sie die Situation ein? 

KNÖR: Die Neugier der Zuschauer und die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen, ist extrem klein geworden. Sie gehen immer dahin, was sie schon kennen. Ich gastiere häufig in Boulevardtheatern, wo man diese Art von leichter Unterhaltung gerne mag. Aber das wird aussterben, glaube ich. Und diese Live-Szene und Vielfalt kann auch nicht durch irgendwelche Podcaster oder YouTuber ersetzt werden. 

Wie erleben Sie die Stimmung in Deutschland im Augenblick? Wie hat sich das Publikum in den vergangenen 45 Jahren entwickelt? 

KNÖR: Das Lachen und die Gefühle der Leute sind noch schwerer zu erreichen. Früher hieß es immer: Es darf getanzt werden. Heute muss man dem Publikum bewusst machen: Es darf gelacht werden! Da ist so eine Art Korrektheitspolizei unterwegs, die einem sagt, was man nicht mehr darf, aber wir müssen uns doch unsere Freiheiten nicht selber nehmen! Diese Gutmenschlichkeit ist gar keine, wenn man sich nur gut fühlen will, indem man jetzt jedem seine Endung gibt. Man muss mit Worten vorsichtig sein. Früher hat man mal einen unanständigen Witz erzählt, wie es so schön heißt. Und jetzt muss man sich überlegen: Wen könnte man damit verletzen? Ich merke es dem Publikum an, dass das, was man macht, durch einen Filter geht, durch ein Raster von Überprüfung. Ist das jetzt richtig? Ist es politisch korrekt? Ist es gesellschaftlich korrekt? Aber Humor darf nicht zu korrekt sein, und Humor arbeitet mit Klischees. Die Leute kommen aus ihrer korrekten Welt in eine, die keine Spielregeln hat – außer, dass man niemandem wehtun oder diskreditieren sollte. Ansonsten ist alles erlaubt und ich finde es schön, dass man auf der Bühne diese Freiheit hat, die sich die Menschen im Publikum nicht mehr nehmen. 

Einer Ihrer letzten Ausflüge ins Fernsehen hat Sie 2022 zu „Promi Big Brother“ geführt. Was waren Ihre Erfahrungen? 

KNÖR: Anfragen für diese Art TV-Formate kommen ja häufiger und ich hatte mich immer gefragt, warum die hinterher alle zerstritten sind und warum so viel geweint wird. Ich dachte, das wäre ein guter Test für den Stand meiner Personality: Endlich war ich einmal in einem Reality-Format – aber am Ende war ich als Komiker der Unlustigste von allen. Dabei hatte ich gedacht, ich könnte ein bisschen der Fels der Brandung sein, den nichts aufregt und der den anderen sagt: Kinder, es ist doch alles nur Fake, in zwei Wochen sind wir wieder in unserem Leben. Außerdem hatte mein Manager eine gute Gage ausgehandelt. Aber ich hatte mich total überschätzt. Ich habe ununterbrochen darüber reflektiert, was die anderen denken. Ich bin wahnsinnig geworden. Ich habe zwei Ehen hinter mir, das war alles schon dramatisch und ich habe das nie jemandem erzählt – aber in dieser scheinbaren Intimität des Containers habe ich zweimal eine Grenze überschritten. Da habe ich gesagt, jetzt gehe ich raus, ich muss mich bei Leuten entschuldigen. Es hat mich hart gefordert. 

Was haben Sie vor mit Ihrer Zeit, wenn Sie mehr davon haben? 

KNÖR: Ich zeichne ja schon lange. Dieses Talent ist auch so ein bisschen knörtypisch, denn ich habe immer eine Staffelei auf der Bühne und manchmal nehme ich auch jemanden aus dem Zuschauerraum und zeichne ihn ganz schnell. Jörg Knör, Entertainer mit Stift und Stimme – das ist mein Credo, mein Alleinstellungsmerkmal. Für mich ist das Zeichnen ein ständiger Begleiter. Ich zeichne wirklich manisch viel, seit zwei Jahren auch bekannte Köpfe in skurril-lustigen Situationen. Mit diesen Bildern in Mischtechnik mit Bunt- und Filzstiften bin ich neben Udo Lindenberg und Otto exklusiv bei den Walentowski-Galerien unter Vertrag. Meine Kunst kommt auch auf Papier so gut an wie auf der Bühne, ich habe schon um die 400 Bilder gemalt. Otto und Lindenberg sagen ja auch, dass es ein großer Spaß ist, zu Hause zu sein, diese Dinger zu zeichnen, zu malen – und nicht auf Tour mit dem ganzen Stress, der Reiserei und alldem, was man mit über 60 weniger gerne tut. Und man muss ja immer sehen, dass man sich auch ernährt von dem, was man tut. Meine ausgerechnete Rente sind 125 Euro, das kann nicht alles sein. Wie schön, dass dann auch Gerahmtes zum „Brot des Künstlers“ beiträgt. Und manche Dinge ergeben sich halt, wenn man loslässt. 

Quelle: Detlef Hornstein - Projektmannager -  Karten unter https://tickets.vibus.de/00100021000000/shop/vstkalender.aspx

Anzeigen - Klickt für mehr Infos:

Mit mehr als 55.000 Abonnenten und Abonnentinnen über alle Kanäle gehören wir mit zu den größten Onlinemedien der Region

Erstmalig mehr als 4,0 Mio. Zugriffe monatlich (Stand 07.2025)

 

Sie möchten Werbung schalten? Holen Sie sich gerne unverbindlich und kostenlos ein Angebot von uns:

Sie suchen Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen? Holen Sie sich gerne kostenlos und unverbindlich ein Angebot von uns:

 

Ihre Nachrichten fehlen auf Unser Bad Driburg? 

Meistgelesene Artikel

Auswahl an gastronomischen Angeboten der Restaurants in der Region
Angebote unserer Partner

Kontaktdaten mit Speisekarten und wechselnden Angeboten

weiterlesen...
BETREUUNG IN HÄUSLICHER GEMEINSCHAFT - Jetzt kostenlos und unverbindlich beraten lassen
Angebote unserer Partner

LINARA - DER PARTNER AN IHRER SEITE Einfühlsam. Kompetent. Zuverlässig - "24 Stunden Betreuung" - Ersatz-Kurzzeitpflege - Stundenweise Betreuung

weiterlesen...
Sonderpreis Baumarkt: Sonderangebote aus dem aktuellen Prospekt
Angebote unserer Partner

Schrauben & Eisenwaren - Garten & Freizeit - Technik & Werkzeug - Renovieren & Wohnen - Macherwerkstatt - Macherfamilie - Tierfutter und mehr

weiterlesen...

Neueste Artikel

Auswahl an gastronomischen Angeboten der Restaurants in der Region
Angebote unserer Partner

Kontaktdaten mit Speisekarten und wechselnden Angeboten

weiterlesen...
Polizeimeldungen vom 06.11.2025 aus den Kreisen HX/PB/LIP
Polizeimeldungen

84-jähriger bei Verkehrsunfall tödlich verletzt - 26-jähriger Mann nach Einbruch und Bedrohung mit Messer festgenommen

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Veranstaltungen und Kurse der Volkshochschule vom 13. - 21. November 2025
Veranstaltungen

Wie kleine und mittlere Unternehmen online gefunden werden - Workshop - Android Smartphones - Zukunftswerkstatt

weiterlesen...
Weihnachtlicher Kunst-und Trödelmarkt
Veranstaltungen

In Dringenberg naht der Advent

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner