7. März 2023 / News aus dem Kreis Paderborn

Paderborner Opfer der Anonymität entreißen

Ausstellung noch bis zum 15. März im Theodorianum

(v.l.) Nicole Michaelis – Schulleiterin Gymnasium Theodorianum, Wilhelm Grabe – Stadt- und Kreisarchivar, Bernhard Schaefer – Vors. Jugendhilfeausschuss, Martin Pantke - stv. Bürgermeister der Stadt P

Bildunterschrift: (v.l.) Nicole Michaelis – Schulleiterin Gymnasium Theodorianum, Wilhelm Grabe – Stadt- und Kreisarchivar, Bernhard Schaefer – Vors. Jugendhilfeausschuss, Martin Pantke - stv. Bürgermeister der Stadt Paderborn Hermann-Josef Bentler – Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Prof. Dr. Katharina von Kellenbach – Vors. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Paderborn Heinrich Vogt – Vorstand Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Lilien Eggert – Schülerin am Gymnasium Theodorianum

Kreis Paderborn. Ausstellung des „Riga-Komitees“ zur Deportation deutscher Juden noch bis zum 15. März im Theodorianum

„Jede Stadt hat ihre Deportationsgeschichte und jede dieser Geschichten offenbart eine
Menge über das psychologische Klima, in dem sie stattfanden. So hat auch Paderborn seine eigene Deportationsgeschichte, über die uns bisher so gut wie nichts bekannt war“. Mit diesen Worten begrüßte und konfrontierte Lilien Eggert, angehende Abiturientin am Gymnasium Theodorianum, die Gäste zur Ausstellungseröffnung im Aula-Foyer.
Die Vorbereitung auf die Ausstellung habe bei ihr und ihren Mitschülerinnen und Mitschülern, die auch bei der Eröffnung anwesend waren, deutlich gemacht, wie wichtig es sei - gerade auch bei Themen wie diesen -, regionale Bezüge herzustellen.


„Auch angesichts des furchtbaren Jahrestages des russischen Angriffs auf die Ukraine, sollten wir uns unsere eigene Verantwortung für eine friedliche Zukunft, frei von Hass, Gewalt und Diskriminierung vor Augen führen. Dafür ist aufrichtiges Erinnern an die Fehler und Verbrechen der Vergangenheit unerlässlich“, so die Schülerin.
Diese mahnenden Worte aus dem Munde einer Jugendlichen prägten die Eröffnung der Ausstellung „RIGA-Deportationen-Tatorte-Erinnerungskultur – Die Deportation deutscher Juden nach Riga, ihre Ermordung und das Gedenken daran. Die Ausstellung ist noch bis zum 15.3. im Aula-Foyer des Theodorianum zu sehen ist.

Seit dem 10.3.2002 ist die Stadt Paderborn Mitglied im „Riga-Komitee“, damals als 26. Mitglied, dieses einzigartigen erinnerungskulturellen Städtebündnisses zur Erinnerung an die über 25.000 jüdischen, deutschen Frauen, Männer und Kinder, die in den Jahren 1941/42 nach Riga deportiert und im Wald von Bikernieki ermordet wurden. Anfang 2023 ist dann Detmold als inzwischen 75. Mitglied dem Riga-Komitee beigetreten.

Organisiert wurde diese Ausstellung vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge,
Kreisverband Paderborn in enger Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Theodorianum und dem Kulturamt der Stadt Paderborn.
Nach der Begrüßung durch die Leiterin des Theodorianum, Nicole Michaelis, und die bereits zitierte Einführung durch Lilien Eggert, dankte Hermann-Josef Bentler, Koordinator des Arbeitskreises Regional- und Zeitgeschichte im Volksbund, auch im Namen des neuen Vorsitzenden, Landrat Christoph Rüther, dem Kulturamt und dem Gymnasium für die enge Zusammenarbeit.
Er endete mit einem Zitat des polnischen Schriftstellers Andrezj Szczypiorsyk (1924-2000, Teilnehmer am Warschauer Aufstand):


„Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es keine Vergangenheit gibt, sondern Erinnerung. Nur was ich im Gedächtnis behalte, ist Vergangenheit – alles andere gibt es nicht mehr!“


Dieser Aussage schloss sich Martin Pantke, stv. Bürgermeister der Stadt an, der in seinen Grußworten darauf abzielte, dass es Menschen aus der „Mitte der Gesellschaft“, Nachbarn, Freunde, Geschäftspartner waren. Menschen mit Adressen, die es auch heute noch in Paderborn gibt, die zuerst der Diskriminierung, dann den Repressalien und schließlich Deportation und Ermordung zum Opfer fielen. Und die Gesellschaft sah weg, mit wenigen Ausnahmen auch hier in Paderborn. Umso wichtiger ist jedes Eintreten gegen Diskriminierung und für Toleranz, wie es ja auch die Schülerinnen und Schüler des Theodarianum betont hatten.

Auch Frau Prof. Dr. Katharina von Kellenbach, evgl. Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Paderborn, betonte in Ihrem Grußwort, auch stellvertretend für die Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde, Xenia Nickel, die Bedeutung und Aktualität des Erinnerns. Seit Gründung der Gesellschaft im Jahre 1948 war ein Augenmerk darauf gerichtet, den Opfern einen Namen, ein Gesicht und damit eine Geschichte zu geben und damit der Anonymisierung und damit verbundenen Entmenschlichung entgegen zu treten. Ein Weg, den beide Seiten hier in Paderborn von Anfang an bewusst beschritten haben, der aber auch jetzt aktuell immer wieder neu begangen werden muss.

Namen, Gesicht und damit eine Geschichte gab dann zum Abschluss Kreis- und Stadtarchivar Wilhelm Grabe in seinem bemerkenswerten Vortrag zu den Abläufen der Deportation in Stadt und Kreis Paderborn. Er zeigte zum einen die Einbindung der örtlichen Behörden und Institutionen in die Organisation und Logistik der Deportation, zum anderen aber vermochte er es, durch die
namentliche Nennung von Einzelschicksalen aus anonymen Zahlen wieder Menschen „wie Du und ich“ zu machen und so auch persönliche Bezüge und Betroffenheit zu wecken. Sein Vortrag endete auch nicht mit der erfolgten Deportation nach Riga und der unmittelbar anschließenden Ermordung der meisten deportierten Menschen oder mit der zu Kriegsende erfolgten Befreiung der Konzentrationslager. So reagierten die Zuhörerinnen und Zuhörer höchst interessiert auf einen von Grabe erwähnten Brief eines früheren jüdischen Kaufmanns aus Paderborn, dem es glücklicherweise noch gelungen war, das Land zu verlassen und schließlich in die USA überzusiedeln, an den damaligen Bürgermeister der Stadt Paderborn, Christoph Tölle. In diesem Brief beklagt sich dieser ehemalige Paderborner Bürger verbittert darüber, dass seitens des Bundes aber gerade auch seitens der Stadt nichts in Sachen „Wiedergutmachung“ erfolgt sei und er das Gefühl habe, vergessen worden zu sein. Ob Christoph Tölle auf diesen Brief geantwortet hat, ist noch nicht belegt und bedarf weiterer Recherche. Aber gerade ein „Vergessen“ verhindern, ist Ziel dieser Ausstellung.

Im Anschluss an die offizielle Eröffnung kam es noch zu einem regen Gedankenaustausch, nicht nur zum Thema der Ausstellung, sondern auch zur Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, speziell auch zu dessen intensiver, internationalen Jugendarbeit, deren 70jähriges Bestehen im November 2023 auch Thema einer Festveranstaltung im Rathaus sein wird. Zuvor wird die aktuelle Jugendarbeit auch noch im städtischen Jugendhilfeausschuss vorgestellt.

 

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